Pressebericht 28. Juni 2019

Neuer Hospizdienst: Altenburger helfen Kindern und Jugendlichen in den schwersten Stunde

Sie wollen gezielt den Jüngsten und ihren Familien helfen, ihre schwersten Stunden zu bewältigen: Die Malteser gründen in Altenburg einen Kinder- und Jugend-Hospizdienst. Ein für die Region bislang einmaliges Vorhaben. Eine Stiftung würdigt das mit 50 000 Euro Startgeld.

Altenburg

Sie stehen zur Seite, wenn andere ihre schwersten Stunden erleben. Sie kommen, um zuzuhören, Entlastung zu schaffen, Fragen zu beantworten. Und sie bleiben wichtige Ansprechpartner oft über Jahre hinweg. Nadine Körner und ihr Team geben schwersterkrankten und sterbenden Menschen Beistand und unterstützen später die Hinterbliebenen in der Bewältigung ihrer Trauer. Vor 14 Jahren nahm der ambulante Hospizdienst des Malteser Hilfsdienstes in Altenburg seine Arbeit auf. „Der Bedarf ist seitdem stetig gewachsen“, resümiert Nadine Körner, die Koordinatorin. „Und immer öfter geht es dabei auch um Kinder.“

Die Malteser gehen deshalb nun den nächsten Schritt: Ein ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst soll aufgebaut werden. Ein Team, das die Hilfe für Familien in den Vordergrund stellt, in denen ein Kind an einer lebensverkürzenden Krankheit leidet, der aber auch eine Stütze sein soll für trauernde Kinder nach dem Verlust eines Angehörigen. „Ein solches spezialisiertes Angebot gibt es in der Region bislang nicht. Die nächsten Anlaufpunkte sind Leipzig und Jena“, schildert Nadine Körner. Der neue, zusätzliche Hospizdienst ist deshalb nicht nur für Hilfesuchende im Altenburger Land gedacht, sondern auch für Gera, Greiz und zum Teil für angrenzende Landkreise. „Wir schließen damit eine Lücke.“

50 000 Euro für die schwierige Startphase

Erste Vorbereitungen laufen schon. Seit dieser Woche allerdings hat das Vorhaben deutlich an Fahrt aufgenommen. Ein glücklicher Geldsegen nimmt den Altenburger Helfern finanzielle Last. Am Mittwoch überreichte Walter Weispfenning von der Share Value Stiftung aus Frankfurt am Main einen Scheck über 50 000 Euro. Das Geld wird für die schwierige Startphase benötigt. Denn öffentliche Gelder – insbesondere der Zuschuss von den Krankenkassen – fließen erst, wenn der Kinder- und Jugendhospizdienst bereits etabliert ist. „Wir müssen dafür zunächst eine Koordinatorenstelle besetzen und auch eine bestimmte Zahl von Trauerbegleitern und Betreuungen vorweisen“, erklärt Jan Kliemann, stellvertretender Geschäftsführer des Malteser Hilfsdienstes. Investiert werden muss in diesem Sinne auch in die besondere Ausbildung der Ehrenamtlichen.

50 000 Euro – auch für die Share Value Stiftung ist eine Einzelförderung in solcher Höhe ein Novum. Die gemeinnützige Einrichtung geht auf Günter Weispfenning zurück, einen Frankfurter Aktien-Analysten, der ein Millionen-Vermögen zur Unterstützung kirchlicher und sozialer Initiativen in Hessen und Thüringen stiftete. Sein Bruder Walter kümmert sich um das Vermächtnis des 2011 verstorbenen Gründers. „Angesichts des Leides in den Familien, wenn Kinder schwerst erkrankt sind, ist hier jede Unterstützung wichtig. Und ich halte die Malteser für so solide, dass sie ihr Vorhaben erfolgreich umsetzen können“, umriss Walter Weispfenning, warum sich der Stiftungsrat für eine derart umfangreiche Förderung entschieden hat.

Kinder- und Jugendtrauergruppe soll entstehen

In einigen Monaten, spätestens nach dem nächsten Jahreswechsel, soll der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst in Aktion sein. So der Plan von Nadine Körner und Ursula Zippel, der Stadtbeauftragten der Malteser in Altenburg. Sechs Frauen und ein Mann, bereits mit Erfahrungen im Bereich der Erwachsenen-Hospizarbeit, absolvieren gerade eine mehrmonatige Ausbildung für die speziellen Erfordernisse in der Arbeit mit Kindern. Ab 2020 soll auch eine Kinder- und Jugendtrauergruppe angeboten werden, in der 8- bis 13-Jährige über ihre Trauer nach dem Verlust eines Angehörigen sprechen können – im geschützten Umfeld, an der Seite von Trauerbegleitern.

„Das Angebot für Kinder und Jugendliche und ihre Familien entsteht aus der wachsenden Notwendigkeit heraus. Die Zahl der Hilfesuchenden wird größer, auch weil das Wissen um die Hospizarbeit in der Bevölkerung zunimmt“, erklärt Nadine Körner. Schon jetzt wird geholfen, wo es möglich ist. Etwa in einer Schulklasse, in der der plötzliche Tod einer Mitschülerin bewältigt werden musste. Die Schule hatte den Hospizdienst um Hilfe gebeten. Ebenso ein Kindergarten, nachdem ein Vierjähriger eines Tages nicht mehr wiederkam, seine Freunde nach ihm fragten.

Weitere Helfer willkommen

Schwere Momente auch für die geschulten Trauerbegleiter. In der Ausbildung lernen sie, damit umzugehen – und die eigenen Grenzen zu erkennen. „Weitere Helfer sind uns jederzeit willkommen. Besondere Kenntnisse vorab müssen dafür nicht mitgebracht werden. Es genügt zunächst das Interesse an der Trauerarbeit und den Mitmenschen“, betont Jan Kliemann. Auch finanzielle Unterstützung wird gebraucht – von Kommunen wie privaten Spendern. „Der Kassen-Zuschuss deckt nur einen Teil der Kosten.“ Für die Hilfesuchenden, sagt Kliemann, ist der Hospizdienst in jedem Fall kostenlos.

Von Kay Würker

Quelle: lvz.de